Thematische Ausrichtung der letzten Fachtagung 2026
„Berlin, im Frühjahr 1929: Eine Metropole in Aufruhr. Ökonomie und Kultur, Politik und Unterwelt – alles befindet sich in radikalem Wandel. Spekulation und Inflation zehren bereits an den Grundfesten der immer noch jungen Weimarer Republik. Wachsende Armut und Arbeitslosigkeit stehen in starkem Kontrast zu Exzess und Luxus des Nachtlebens und der nach wie vor überbordenden kreativen Energie der Stadt.“ (So die zeitgeschichtliche Einordnung der ARD auf ihrer Homepage zum Film „Babylon Berlin“)
Der Film „Babylon Berlin“ mit der Filmmusik „Ein Tag wie Gold“ stellte sich assoziativ der Vorbereitungsgruppe zur Fachtagung 2026 in der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Entwicklungen ein.
Denn auch heute sind einschneidende Veränderungen stabil geglaubter Lebensverhältnisse, disruptive Ereignisse zu prägenden Erfahrungen geworden. Die kulturelle Krisenerfahrung der Gegenwart führt zu dem Eindruck, dass wir uns in einem dauerhaften Modus der Bewältigung immer neuer Krisen, von Polykrisen befinden. Für Kirchenmitglieder und nicht zuletzt für Mitarbeitende in den Kirchen kommen gravierende (Um-)Brüche und Veränderungen in der Organisation „Kirche“ dazu.
Gerade die existenziell bedeutsamen Veränderungen unserer Lebensgrundlagen sind mit den Begriffen Krise, Krisenmanagement oder Krisenbewältigung kaum mehr zu fassen, sondern nehmen die Bedeutung kollabierender ökologischer sowie sozialer Systeme an. Nichts scheint davon ausgenommen zu sein. Der drohende und sich bereits vollziehende Kollaps berührt alle Lebensbereiche und somit auch professionelle Kontexte. Gängige Orientierungsschemata, Ordnungen, Strukturen, Bewältigungsmuster und Routinen sind dabei nicht nur unterbrochen oder verstört, sondern haben ihre Wirksamkeit verloren, sind einfach nicht mehr funktional.
Der Frage, wie sich Supervision in dieser Gemengelage von Brüchen, von Auf-, Um-, Ab- und drohenden Zusammenbrüchen positioniert, welche Rolle sie spielen und welche Expertise sie einbringen kann, will sich die Fachtagung 2026 widmen.
Supervision hat schließlich das Potential, sich in realitätsverweigernden, kontinuitäts-fiktionalen Prozessen, die einem „business as usual“, „weiter so“ oder „ein mehr desselben“ folgen, eben nicht verwickeln zu lassen, sondern im Gegenteil Prozesse anzuregen und zu fördern, die eine aktive Auseinandersetzung mit den bedeutsamen Veränderungen suchen. Supervision hat das Potential, lähmende Resignation, das Ausblenden und Verdrängen zu überwinden, Abstand zu gewinnen, Situationen zu transzendieren, Hyperkomplexität und Problemtrance aufzulösen. Supervision hat das Potential neues Wissen, neue Kompetenzen zu generieren und bei aller Unsicherheit, Ungewissheit alternative Handlungsoptionen in den Blick zu nehmen, um handlungsfähig zu bleiben.
Theoriegeleitet, erlebnisorientiert und kreativ will die Fachtagung die Potentiale und Expertise der Supervision mit ihren vielfältigen (u.a. auch methodischen) Möglichkeiten in den Blick nehmen und schauen, wo Supervision sozusagen Gold wert ist, wo sie goldrichtig liegt und ist.
Herzliche Einladung dazu und vielen Dank für Ihre Beteiligung!