2.1. Spezifische Situation der Adressat:innen und der Organisation
Supervision und Coaching sind in dieser Weise etablierte und bewährte Lern- und Beratungsformen in der Kirche – in Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen, Verbänden und der Verwaltung.
Adressat:innen sind Personen im beruflichen Dienst-/Angestelltenverhältnis und freiwillig Engagierte als Fach- und Führungskräfte.
Supervision und Coaching im kirchlichen Feld treffen dabei auf eine spezifische Organisation:
• im Selbstverständnis von Kirche als Zeichen und Werkzeug Gottes,
• einem Verständnis als Dienstgemeinschaft,
• mit einer über Jahrtausende tradierten multistabilen Organisationskultur und -struktur.
Supervision und Coaching treffen heutzutage auf diese Organisation in einer spezifischen Situation:
• in Irritation ihrer Tradition und Kultur angesichts eines gesellschaftlichen Bedeutungsverlusts ihrer pastoralen Vollzüge,
• durch Irritation angesichts der Ereignisse sexuellen Missbrauchs und Diskriminierung sowie Missbrauchs geistlicher Autorität innerhalb der Kirche und der daraus entstandenen hohen Sensibilität für Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse,
• in einem Such- und Lernprozess der Neugestaltung von (geistlichem) Amt und (funktionaler) Leitung ihrer Strukturen und Aufgaben, auch als Miteinander verschiedener geistlicher Berufungen und Professionen sowie beruflicher Arbeit und freiwilligem Engagement,
• Umstrukturierungen, multiprofessionelle Teams,
• in einem Aushandlungsprozess zwischen Person und Organisation in Rollen- und Grundordnungsfragen.
2.2. Spezifische Arbeitsweise
Supervision und Coaching bieten den sich ergebenden persönlichen wie organisationalen Themen, Aufgaben und Fragen beraterische Begleitung: Wahrnehmung, Reflexion, Lernen und Handlungserprobung, in Achtung des geistlichen Selbstverständnisses der Kirche und Nutzung spiritueller Ressourcen des Evangeliums.
Das gilt auch für Supervisor:innen und Coaches, die nicht Mitglied der (katholischen) Kirche sind.
Supervision und Coaching im kirchlichen Feld unterscheiden sich von geistlicher (Prozess-)Begleitung und Organisationsberatung, können mit ihnen aber gewinnbringend zusammenarbeiten. Die Einrichtung einer Form von Clearing ist sinnvoll.
In den Organisationen von Kirche werden sowohl „interne“ (in den Bistümern angestellte) als auch „externe“ (frei-, nebenberufliche und nicht im jeweiligen Bistum angestellte) Berater:innen eingesetzt. Die Indikation zum Einsatz interner oder externer Berater:innen ist unterschiedlich.